Professional Asset Manager Stefan Krewinkel
FMM Finanzblick

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Stefan Krewinkel

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4. September 2023

Aus Evergrande wird Nevergrande … hoffentlich nicht auch hier

FMM Finanzblick eine Kolumne von Stefan Krewinkel

Der Kurs von Evergrande hat nach 18-MONATiger Kursaussetzung mit -80% eröffnet, die Marktkapitalisierung ist in fünf Jahren von € 50 Mrd. auf € 500 Mio. zurückgekommen und Country Garden bangt um das eigene Überleben. Ganz so schlimm sind die deutschen Immobilienwerte noch nicht dran, wobei Aroundtown und Adler in großem Stil abschreiben.

Orsted schreibt auch ab, nämlich die Hälfte (ca. € 2,1 Mrd) seines US-Offshore-Portfolios, steigende Zinsen, bislang fehlende Qualifikationen für Steuergutschriften und Lieferkettenprobleme werden als Gründe genannt. Windkraft ist irgendwie kein Selbstläufer, auch Siemens Energy und Nordex lieferten bislang eher rote als schwarze Zahlen ab.

Die chinesische Konjunktur schwächelt und wird wohl weiter Deflation exportieren, was Mme Lagarde hilft. Die EU-Inflationsraten kommen tendenziell nicht so stark zurück, wie die der USA, auch weil die FED früher mit dem Zinserhöhungszyklus begonnen hat. Hier sind bad news gegenwärtig good news, da sie auf ein Ende des ‚Tightenings‘ hoffen lassen, was immer das genau heißt. Stand jetzt, gibt es eine Zinspause im September, im November wird die FED zuversichtlich nicht mehr erhöhen und die erste Zinssenkung gibt es im Sommer ’24, während die EZB im September erhöhen wird und im November zuversichtlich noch einmal.

Wie soll die Inflation in Europa auch sinken, wenn die Staaten sich mit Unterstützungsprogrammen überbieten? Die französischen Weinbauern bekommen ein Hilfspaket, weil sie Überangebot produziert haben. Die deutsche Regierung beschließt die Kindergrundsicherung nicht so hoch, wie von Frau Paus erwünscht, dafür überholt Herr Heil links und stockt das Bürgergeld um 12% auf. Zudem plant die SPD einen Mietenstopp und heizt die Diskussion um bereits knappen Wohnraum an, denn dies vergrätzt Bauherren und verringert so Chancen auf höheres Angebot und damit stabile oder gar sinkende Preise. Zeitgleich diskutiert die deutsche Regierung Hilfsmaßnahmen für Hausbesitzer im Zuge des Heizungsgesetzes, das noch gar nicht verabschiedet ist und über einen Industriestrompreis für die Kombinate, während die weniger Gleichen mehr zahlen sollen. Man könnte auch die Stromsteuer für alle senken, ist aber wahrscheinlich zu einfach. Wie dem auch sei, die Leitungsfunktion der hohen Preise funktioniert insofern nicht wie geplant, da die Industrie nicht unbedingt weniger verbraucht. Sie verbraucht nur weniger hier, weil sie abhaut. Irgendwie fehlt das Angebot an günstigem russischem Gas und eigenem Atomstrom doch, da Deutschland noch nie so viel Strom wie im August importiert hat, woher auch immer. Andere EU-Staaten denken pragmatisch und ökologisch, weil sie Rekordmengen an nicht sanktioniertem russischem LNG importieren. Ist billiger und muss nicht von den USA über den Atlantik geschippert werden.

China plant den Aktienmarkt zu unterstützen, da scheues Kapital den Markt weiter verlässt, weil eine eventuelle Invasion Taiwans Sorge vor Sanktionen bereitet. Hierfür wird der Stempelsteuersatz von 0,1% auf 0,05% gesenkt. Nicht unbedingt eine Bazooka, aber marktwirtschaftlich stand es 1:0 für China, bis Herr Lindner sein Wachstumschancengesetz in Höhe von € 7 Mrd. verkündete. Das geht auch nicht als Wumms oder Doppelwumms durch, aber immerhin. Mehr klappt gerade wohl nicht, da der Bundesrechnungshof die Finanzierung des Haushalts als unsolide finanziert bezeichnet. War’s das bald mit dem AAA der Bundesrepublik Deutschland?

Nachdem das deutsche Team bei der Leichtathletik-WM keine einzige Medaille geholt hat, kommen wie nach den Fußball-WMs wieder die Vergleiche mit der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft. Nun, im Jugendbereich des DFB und bei den Bundesjugendspielen soll der Wettbewerbsgedanke verschwinden, während die deutsche Wirtschaft im verschärften Wettbewerb mit anderen Nationen steht. So bekämpft man den Fachkräftemangel a la longue zumindest nicht.

BMW-Chef Zispe warnt im Vorfeld der IAA vor einem vorschnellen Verbrenner-Aus, da Europa Rohstoffe zum massenhaften Bau von E-Autos fehlen. Aurubis hat festgestellt, dass ihnen Rohstoffe in der Bilanz fehlen, da Edelmetallbestände in beträchtlichem Maße gestohlen wurden. Eine Sonderprüfung, wie groß das Loch in der Bilanz genau (dreistelliger Millionenbetrag) und vor allem, wo das Loch in der Überwachung ist, ist eingeleitet. Die Erstnotiz von ARM ist am 14. September und Tesla präsentiert ein neues Modell 3 und senkt zeitgleich die Preise für alle Modelle. Toyota öffnet die wegen einer technischen Panne geschlossenen 14 Werke wieder, während VW ein Werk in Portugal wegen Teilemangel wohl für Wochen schließen muss, da ein Zuliefererwerk in Slowenien wegen Hochwasser die Produktion unterbrechen musste. Ob dieses ganze Hin und Her im Sinne von Greta ist?

Trotz allem fördert VW auch die Angebotspolitik. In der Kantine des VW-Stammwerks gibt es endlich wieder Currywurst…

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