Robert Halvers - Portrait
HALVERS WOCHE

|

Robert Halver

|

7. November 2024

Nach „Trumpback“ ist der Weckruf für Europa und Deutschland nicht mehr zu überhören

Robert Halver mit Halvers-Woche - FollowMyMoney
  • Donald Trump wird erneut Präsident der USA. Und mit Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus können die Republikaner sogar durchregieren. Ab jetzt wird Trump alles dafür tun, um in die Geschichtsbücher einzugehen. Europa und vor allem Deutschland müssen sich ganz warm anziehen. Doch muss der „Trump-Schock“ uns endlich aus dem politischen Tiefschlaf wecken. Wenn wir unsere Hausaufgaben – u.a. nach Neuwahlen in Deutschland machen – käme das nicht zuletzt unseren europäischen Finanzmärkten zugute.

  • Trump ist kein Gewinn für Deutschland und Europa

    Trumps Kantersieg hat die deutsche Regierung auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatte auf Harris und ihre vermeintlich schonendere Behandlung Europas gehofft. Umso mehr fallen uns jetzt die massiven (wirtschafts-)politischen Versäumnisse mindestens der letzten 10 Jahre auf die Füße.

    Zwar will Trump als „Friedensfürst“ in die Geschichte eingehen, zumal die Amerikaner keinen „Bock“ mehr auf teure militärische Aktivitäten haben. Daher will Trump den Ukraine-Krieg durch einen dreckigen Deal mit Putin einfrieren. Hinter vorgehaltener Hand wäre man in Brüssel und Berlin für ein Kriegsende grundsätzlich dankbar.

    Dennoch wird Europa sich sicherheitspolitisch immer weniger auf Amerika verlassen können. Hatte die deutsche Zeitenwende hier bislang eher Symbolcharakter, muss jetzt Butter bei die Fische, um sich im wahrsten Sinne nicht angreifbar zu machen. Doch würde Europa durch mehr Militärstärke im Nato-Bündnis aufgewertet, was auch seinen Aktienmärkten geopolitisch zugutekäme.

  • Zeitenwende in der Wirtschaftspolitik

    Reste der transatlantischen Liebe in Wirtschaftsfragen, die die Biden-Administration noch aufrechterhalten hat, werden unter Trump restlos erkalten. Eine knallharte, in sich selbst verliebte US-Handelspolitik wird vor allem der deutschen Exportindustrie bei Produktion im Heimatland schwer zusetzen. Gerade amerikanische Zölle wirken wie ein Lockruf auf unsere Unternehmen, der Not gehorchend nach Amerika auszuwandern.

    Was hält VW eigentlich davon ab, das, was sie hier zumachen, in Amerika wieder aufzumachen? Ist es nicht der erklärte Wunsch von Trump, aus deutschen amerikanische Autofirmen zu machen? Mit Speck fängt man Mäuse: Warum sollte er nicht möglichst viele unserer Industrieperlen in die USA locken?

    Darauf können wir nicht mehr mit Zauderei, Weglächeln, Worthülsen, Durchhalteparolen sowie windigen Kompromissen reagieren. Insofern ist es sehr gut, dass die überhaupt nicht funktionierende Ampel beendet ist und möglichst bald eine neu gewählte Regierung ins Amt kommt. Diese hat gewaltige Aufgaben vor sich. Wumms, Doppelwumms, Zeitenwende und Radikalreformen müssen zeitgleich erfolgen, um den wirtschaftlich brutalen Herausforderungen der Trumpschen Neuordnung gerecht zu werden. Nicht kleckern, sondern klotzen ist angesagt. Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles andere nichts.

    Zwar sollten wir auf US-Zölle sicherlich mit Gegenzöllen reagieren. Wir sind keine Watschenmänner. Da dies aber nur ein Mütchen kühlen und kein wirtschaftsförderndes Instrument ist, muss man ans Eingemachte.

    Konkret müssen wir schnell wieder zurück zu unseren deutschen (Wirtschafts-)Tugenden, die offenbar für viele Politiker nicht mehr zeitgemäß sind. Interessanterweise jedoch werden genau diese weltweit praktiziert: Qualität, Fleiß, Verlässlichkeit, Planungssicherheit, Energie zu vernünftigen Preisen, Wettbewerbsfähigkeit, Leistungsprinzip und Innovationskraft. Das geniale Motto einer deutschen Automarke – „Vorsprung durch Technik“ – muss wieder gelebt werden.

    Ansonsten wird unser industrieller Kern immer kleiner und der Wohlstand geht verloren und macht Deutschland schließlich politisch riskanter. Und wenn wir grünen Wandel und Nachhaltigkeit haben wollen, sollten wir damit auch Geld verdienen. Dann müssen aber auch die Rahmendaten wie in anderen Ländern stimmen. Übrigens entwickeln andere den bei uns politisch in Ungnade gefallenen Verbrennermotor weiter, um ihm mit möglichen neuen synthetischen Kraftstoffen eine neue Zukunft zu geben. Wir kastrieren uns selbst.

    Und dann die Schuldenbremse. Sie muss gelöst werden, um hinter Amerika nicht weiter zurückzufallen. Unbedingt muss es dabei um marktwirtschaftliche Wirtschaftsförderung, um ökonomische Vernunft statt staatswirtschaftlicher Steuerung nach ideologischem Gutdünken gehen.

    Wenn wir nach Trumps Wahltriumpf nicht verstanden haben, dass wir die Ärmel aufkrempeln müssen, wird er uns auffressen.

    Also Deutschland: „Vogel friss oder stirb.“

    Ich bin für das Fressen, das große Fressen. Das hilft auch unseren Börsen.

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: https://www.roberthalver.de/Newsletter-Disclaimer-725

Zurück

Weitere News

  • 21. November 2024

    Robert Halver mit Halvers-Woche - FollowMyMoney
    War es das jetzt mit Gold?
  • 21. November 2024

    Martin Utschneider Daily DAX
    Martin Utschneiders vorbörsliches DAX Update 21.11.2024: DAX auf dem Prüfstand
  • 20. November 2024

    Martin Utschneider Daily DAX
    Martin Utschneiders vorbörsliches DAX Update 20.11.2024: Spielraum nach oben verringert, nach unten vergrößert
  • 19. November 2024

    Martin Utschneider Daily DAX
    Martin Utschneiders vorbörsliches DAX Update 19.11.2024: Quo Vadis?
  • 18. November 2024

    SEASONAL-INSIGHTS
    „Präsidentschaftsaktien“ bei Trump-Comeback

Mit einem Depot bei FollowMyMoney können Sie Ihr Geld breit gestreut in die Werte Ihrer Wahl anlegen und am Wachstum der Märkte teilhaben. Egal, ob Sie über einen ETF einen Index oder eine Branche abbilden, gezielt Einzelaktien von Erfolgsunternehmen kaufen oder in den neuen, zuletzt stark expandierenden Kryptomarkt investieren.

Bauen Sie Ihr Vermögen strategisch auf. Entsprechend Ihrer persönlichen Anlageziele und mit den Kombinationsmöglichkeiten unserer Angebote auf FollowMyMoney.

Wealth Management mit FollowMyMoney Dashboard-Screen

Disclaimer
Diese Inhalte dienen ausschließlich Informationszwecken. Es handelt sich nicht um Empfehlungen oder eine Aufforderung zum Kauf von Finanzprodukten. Diese Inhalte stellen ausschließlich die Meinung des Autors dar. Es handelt sich dabei nicht um eine Beratung irgendeiner Art (weder steuerrechtlich noch hinsichtlich der Allokation Ihrer Finanzen, der Tätigung eines Investments oder ähnlichem). Dieses Informationsangebot kann keine individuelle Beratung ersetzen und ist auch nicht als solche gedacht. Wir übernehmen keine Verantwortung und keine Haftung für Entscheidungen, Handlungen oder Unterlassungen, die der Nutzer aufgrund dieser Website und der darin enthaltenen Informationen trifft.

Investoren sind angehalten, vor einem Investment selbstständig zu recherchieren und sich fachkundigen Rat einzuholen.

Aus vergangenen Wertentwicklungen können keine verlässlichen Aussagen über zukünftige Wertentwicklung gemacht werden. Alle Daten und Informationen, die verwendet wurden, hat der Autor aus eigener, subjektiver Betrachtung als angemessen erachtet. Sie wurden jedoch keiner neutralen Prüfung unterzogen, und es wird keine Haftung und keine Gewähr für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernommen. Die Anlage in Finanzinstrumente ist risikobelastet und kann zum Teil- oder Totalverlustes des eingesetzten Kapitals führen.

Bitte beachten Sie unsere Risikohinweise auf https://followmymoney.de/risikohinweise sowie Informationen zu Anlageempfehlungen unter https://followmymoney.de/informationen-zu-anlageempfehlungen/.