Update Geopolitik
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Christian Schoeppe
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9. Dezember 2024
Update: US-Notenbank und Ölpreis
Die Arbeitsmarktdaten aus den USA fielen am Freitag im Rahmen der Erwartungen aus: Die Zahl der neu geschaffenen Stellen (außerhalb der Landwirtschaft) lag im November bei 227.000, mehrheitlich erwartet wurden nur 202.000. Die Arbeitslosenquote traf mit einem leichten Anstieg auf 4,2 % (Vormonat: 4,1 %) exakt den Konsens.
Da im Vormonat nur (revidiert) 36.000 neue Stellen gemeldet worden waren, was deutlich unter dem Durchschnitt der vorangegangenen Monate lag, herrschte angesichts der aktuell wieder höheren Zahlen Erleichterung – die Aktienmärkte machten erneut einen kleinen Freudensprung.
Arbeitsmarktdaten unterstützen Zinssenkungsphantasien
Zumal diese Daten einer weiteren Senkung des Leitzinses durch die US-Notenbank FED auf der am 18. Dezember anstehenden Sitzung nicht entgegenstehen. Denn die Zahl der neugeschaffenen Stellen deutet auf eine normale Entwicklung des Arbeitsmarktes hin, so dass man ihn weiterhin als abgekühlt bezeichnen kann, und eine höhere Arbeitslosenquote spricht sogar für einen unterstützenden Zinsschritt nach unten. Die Erwartungen für eine US-Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte sind daher im sog. FED Watch Tool auf über 87 % gestiegen, von zuvor 74 % vor Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts.
Ölpreise sinken trotz anhaltend reduzierter Fördermengen
Auch die frische Meldung, dass die ölfördernden Länder der OPEC+ die geplante Erhöhung ihrer Fördermengen erneut verschieben, steht einer weiteren Zinssenkung nicht im Wege. Denn entgegen der gewöhnlichen Erwartung, dass die Ölpreise im Falle einer solchen Meldung steigen, sind sie am Freitag sogar erneut gesunken. Damit bewegen sich die Notierungen aktuell weiterhin eher in Richtung des Jahrestiefs, das bei der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) am 10. September bei nur ca. 65,70 US-Dollar lag (siehe Chart unten).
Eigentlich hatte die OPEC+ angestrebt, vereinbarte Kürzungen schon im Oktober 2024 schrittweise rückgängig zu machen. Zur Erinnerung: Die Mitgliedsländer drosseln ihre Fördermenge derzeit um 5,86 Millionen Barrel pro Tag, was etwa 5,7 % der weltweiten Nachfrage entspricht. Bis September 2025 sollte es sukzessive Anhebungen der Fördermengen um insgesamt 2,4 Millionen Barrel/Tag geben. Doch eine weltweit zu geringe Nachfrage bei einem zugleich gestiegenen Angebot von Ländern (z.B. USA, Kanada und Brasilien) außerhalb der afrikanisch-arabisch dominierten OPEC – siehe folgende Grafik- führte dazu, dass die Umsetzung mehrmals in die Zukunft verschoben wurde – so auch diesmal wieder. Statt im Januar 2025 soll der Ausstoß nun erst ab April 2025 wieder hochgefahren werden.
Denn trotz der Angebotskürzungen der OPEC (blaue Linie) tendierten die Ölpreise in diesem Jahr die meiste Zeit abwärts. WTI (siehe folgender Chart) erreichte zum Beispiel im April das bisherige Jahreshoch bei rund 87 US-Dollar. Und nach dem Ausbruch aus einem charttechnischen Triangel (blaue Linien) im September scheiterte ein anschließender Rückeroberungsversuch (siehe roter Pfeil).
Auf einen Anstieg um fast 18 % folgte ein erneuter Rückgang um mehr als 15 %. Und damit notiert der Preis aktuell wieder deutlich unterhalb der Zielzone von ca. 74 bis 80 US-Dollar (gelb) und in der Nähe des September-Tiefs. Aus charttechnischer Sicht ist sogar eher mit noch weiter fallenden Notierungen zu rechnen, denn durch tiefere Hochs nimmt der Druck nach unten zu. Und womöglich ist das auch ein Grund, warum sich die OPEC-Staaten Medienberichten zufolge sogar bis Ende 2026 Zeit lassen wollen, um zuvor beschlossene Fördersenkungen vollständig aufzuheben. Mit Spannung bleibt ab dem 20. Januar abzuwarten wie sich der künftige US-Präsident hierzu im Detail positionieren wird. Um Wladimir Putin, der nur bei einem Ölpreis von weit über 70$ sein Ölgeschäft mit den verbliebenen Abnehmern einigermaßen profitabel betreiben kann, weiter unter Druck zu bringen, kündigte Trump bereits an, wieder auf zunehmende US-Ölförderung („Drill Baby Drill“) zu setzen – auch um eine Erholung seiner eigenen US-Wirtschaft anzukurbeln.
Treibt eine Erholung der Weltwirtschaft die Ölpreise bald nach oben?
Bislang war die Ölförder-Gemeinschaft der OPEC(+) von einer Erholung der globalen Wirtschaftsaktivitäten im 2. Halbjahr 2024 und 2025 ausgegangen, durch die auch die Öl-Nachfrage hätte zulegen sollen. Die Förder-Ausweitung könnten dann verhindern, dass die Ölpreise zu stark steigen. Doch von diesem Anstieg ist, wie gerade beschrieben, nichts zu sehen – im Gegenteil. Die günstige Ölpreissituation hängt also eher mit der angesichts des mauen globalen Wirtschaftswachstums nach wie vor mäßigen weltweiten Nachfrage zusammen.
Was nicht ist, kann allerdings noch werden. Das sehen auch die Analysten von Helaba Research & Advisory so. „Vor dem Hintergrund des 2025 erwarteten Wachstums rechnen auch wir mit einem leichten Anstieg der Ölpreise im Verlauf der kommenden Quartale“, heißt es in einer heutigen Analyse.
Was bei Rohstoffspekulationen zu beachten ist
Wer auf einen Anstieg der Ölpreise (oder auch auf weiter fallende Notierungen) setzen möchte, der sollte beachten, dass man in der Regel auf die Preise von Warenterminkontrakten spekuliert, die an den großen Rohstoffbörsen gehandelt werden. Denn eine direkte Wette auf den Ölpreis ist schwierig, weil kaum ein Trader bereit sein wird, den Rohstoff physisch zu kaufen. Stattdessen kann man zum Beispiel wie bei FollowMyMoney (FMM) auf Zertifikate setzen. In bestimmten Marktphasen fallen dabei sogenannte Rollverluste oder auch Rollgewinne an.
Denn die Laufzeit der Kontrakte ist begrenzt. Die Anbieter von Zertifikaten bzw. anderen Anlageprodukten, wie zum Beispiel Optionsscheine, bei denen die Laufzeit nicht begrenzt ist, müssen daher auslaufende Terminkontrakte immer wieder gegen neue austauschen, die zu einem späteren Ablauftermin fällig werden. Meistens geschieht dies monatlich, bei einigen Zertifikaten auch vierteljährlich. Jedenfalls wird dieser Wechsel im Fachjargon als „Rollen“ bezeichnet.
Gewinnträchtig ist das für den Zertifikate-Käufer, wenn der neue Kontrakt mit längerer Laufzeit weniger kostet als der alte. Das ist zum Beispiel bei Rohöl der Fall, wenn der Markt erwartet, dass der Rohstoffpreis zukünftig sinkt. Diese für Anleger positive Roll-Rendite wird als „Backwardation“ bezeichnet. Andernfalls fallen Rollverluste an, bei denen man von „Contango“ spricht.
Aktuell herrscht eine Backwardation bei den Rohölkontrakten. Allerdings ist dies nur dann vorteilhaft, wenn die Rollgewinne, die dadurch entstehen, nicht durch Preis- bzw. Kursverluste aufgezehrt werden. Und wie gesagt – eine Backwardation-Situation kann ein Zeichen dafür sein, dass die Händler (weiter) sinkende Preise erwarten.
Da für Euro-Anleger zudem Wechselkurseinflüsse bestehen, sollte man besonders bei längerfristigen Rohstofftrades angesichts der Vielzahl von Einflussfaktoren ganz genau hinschauen für welche Investition man sich entscheidet.
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Viele Grüße
Christian Schoeppe
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