Robert Halvers - Portrait
HALVERS WOCHE

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Robert Halver

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23. Mai 2024

Was haben der Mops von Loriot und deutsche Aktien gemeinsam?

Robert Halver mit Halvers-Woche - FollowMyMoney
  • Die Inflation ist hartnäckig, vor allem die USA sind hoffnungslos überschuldet und Zinssenkungen der Fed scheinen eine Fata Morgana zu sein. Berlin hat Wirtschaftsvisionen, die der Behandlung eines Augenarztes bedürfen und die Welt ist auch schon einmal heiler gewesen. Und trotzdem notiert der deutsche Aktienleitindex an oder nahe Rekordständen. Haben wir es mit „Mad DAX“ zu tun?

  • Sie liebt mich, sie liebt mich nicht bzw. sie senkt die Zinsen, sie senkt sie nicht

    Bislang sind Zinssenkungen in den USA nur Phantasie. Aber ist das für die Aktienbörsen wirklich so schlimm? Oder anders gefragt: Ist die Fed tatsächlich so preisstabilitätsorientiert? Mmh, schaut man sich die teilweise dramatisch gestiegenen Preise in den USA an – Einkaufen, Miete, Auto, Wohnen, Essen – fällt es mir schwer, an die Stimmigkeit der offiziellen Inflationsdaten zu glauben. Rhetorische Fragen: Könnte eine faire, an regelmäßigen Käufen von Gütern und Dienstleistungen gemessene Inflation höher als die amtliche sein? Und wenn ja, müsste dann in der Konsequenz nicht eher von Zinserhöhungs- statt -senkungsphantasie gesprochen werden?

    So betrachtet ist die US-Geldpolitik trotz eines Leitzinses von 5,5 Prozent nicht autoritär, selbst wenn es – wenig wahrscheinlich – gar keine Zinssenkung der Fed geben sollte. Unabhängig davon wird die EZB ihren Senkungszyklus im Juni starten.

    Grundsätzlich sind alle (Finanz-)Politiker an niedrigen Zinsen, am liebsten an negativen Realzinsen interessiert wie mein Hund Betty an ihren Leckerlies und Gassi gehen. Der Not der Überschuldung und Standortdefizite gehorchend haben die Notenbanker offenbar ein offenes Ohr für ihre Wünsche und verhindern jeden Systemcrash. Man könnte sogar von einem festen Glaubensbekenntnis an den Finanzmärkten sprechen: Wo die Not am größten, ist die Notenbank am nächsten.

    Das hat mit der guten alten Stabilität sicher nichts mehr zu tun. Und Inflation, die zinspolitisch nicht konsequent bekämpft wird, ist ebenso sicher kein Argument für Festgelder und Staatspapiere. Aber es ist eines für inflationsgeschütztes Sachkapital wie Aktien und auch Edelmetalle.

  • Immer mehr Unternehmen sagen beim Abschied aus Deutschland leise Servus

    Wirtschafts-Deutschland leidet unter Kleinwuchs. Leider wird politisch und psychologisch wenig dagegen, aber ideologie-philosophisch viel dafür getan. Und dennoch ein DAX am Allzeithoch?

    Deutschland ist zwar der Ausreißer nach unten, doch befindet sich die gesamte Weltkonjunktur auf dem aufsteigenden Ast. Denn während bei uns das Füllhorn immer mehr ausgeschüttet wird, ohne groß zu fragen, wie es zu füllen ist, kümmern sich unsere Wettbewerber konsequent um wachstumsfördernde Infrastruktur, Innovationen und Produktivität. So haben wir es früher übrigens auch einmal gemacht.

    Davon profitieren natürlich deutsche konjunkturabhängige Unternehmen, die aufgrund ihres Industrie-Know-Hows nach wie vor Hauptrollen in der Weltkonjunktur spielen. Gerade die zweite Reihe wird auch beim Klimaschutz gebraucht. Und ihren Aktienkursen schadet es nicht, wenn sie für ihre Darbietungen attraktivere Bühnen als die in Deutschland suchen. Im Gegenteil, es hilft ihren Ertragsqualitäten. Und günstig bewertet sind sie auch noch.

  • Schwarze Schwäne sind möglich, doch muss man sie nicht auf jeder Pfütze suchen

    Amen, ich sage euch, das Ende ist nahe. Seit spätestens 2008 wird uns der Weltuntergang verkündet.   Bislang ist der große Knall aber ausgeblieben.

    Natürlich hat die heutige Zeit und Welt mit der früher noch bekannten Stabilität so wenig zu tun wie Glatze und Haare schneiden. Aber haben sich die umherlaufenden Hiobs – abseits ihrer angestrebten Aufmerksamkeit in den Medien – einmal gefragt, was ein Finanz- oder geopolitischer Crash für Konjunktur und öffentliche Ordnung bedeutet? Diese Endzeitstimmung wird kein Politiker riskieren.

    Und selbst wenn es im sehr hypothetischen Fall eng würde, wäre man mit Aktien immer noch besser dran als mit Zinspapieren. Denn nach jedem Zusammenbruch kommt der Aufbau, für den man tatkräftige Unternehmen braucht, was deren Aktienkurse wiederbelebt. Beispielsweise haben Siemens oder Mercedes zwei Weltkriege überlebt. Dagegen hätten dann Zinspapiere – das lehrt die Finanz-Geschichte – nur noch den Wert von Toilettenpapier. Und selbst diesen profanen Zweck könnten sie nicht mehr erfüllen, da sie nur noch virtuell existieren.

    Natürlich ist nach Übertreibungen das zwischenzeitliche Luftholen an den Börsen gerechtfertigt. Doch scheinen Konsolidierungen immer wieder nach dem Motto „Augen zu und schnell durch“ zu erfolgen. Nach kurzen reinigenden Gewittern lacht die Börsen-Sonne wieder. Die Märkte sind auf dem Krisen-Auge nicht blind. Aber sie interessieren sich weniger für den Status Quo, sondern für die Entwicklung. Sie spinnen nicht, sie wägen die Dinge realistisch ab. So gehen sie z.B. im Nahen Osten nicht von einem Flächenbrand aus.

    Solange es Megathemen gibt (s.o.), muss man um Aktien ohnehin keine Angst haben. Anleger sollten ihnen in guten und schlechten Zeiten die Treue halten. Beim regelmäßigen Aktiensparen sind sogar die schlechten gute Tage, da man günstige Einstiegskurse erhält.

    Insgesamt kann man über deutsche Aktien das Gleiche sagen, was Vico von Bülow alias Loriot einmal über eine Hunderasse sagte: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“.

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: https://www.roberthalver.de/Newsletter-Disclaimer-725

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