Zentralbanken Update: Alle Augen auf die EZB

Es ist noch gar nicht so lange her als die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli 2022 die Zinswende einleitete und die jahrelange Nullzinsphase beendete – wir erinnern uns sogar an Negativzinsen, unvergessen der Begriff „Strafzinsen“. Eine extrem expansive Geld- und Fiskalpolitik nach der (ebenfalls unvergessenen) Corona-Pandemie war mitverantwortlich für den anschließenden kräftigen Anstieg der Inflation. Die EZB war nicht die einzige Notenbank, die den Anstieg der Inflationserwartungen lange ignorierte. Ein Quartal nach der US-Notenbank (FED), folgten seither mehrere inflationsbekämpfende Zinserhöhungen.

Nun scheint es an der Zeit, dass sich diesbezüglich etwas ändern könnte: Die Inflationsraten diesseits und jenseits des Atlantiks sind seit den Höchstständen im Sommer und Herbst 2022 deutlich zurückgegangen, in den USA zuletzt jedoch weniger. Daher bestehen erhebliche Zweifel an den noch zum Jahreswechsel für dieses Jahr prognostizierten deutlichen Zinssenkung der Fed in 2024. Erst im kommenden September wird hier eine erste Zinssenkung erwartet.

Vieles spricht nun jedoch dafür, dass zumindest die EZB auf ihrer nächsten Sitzung am morgigen 6. Juni eine kleine Zinswende einleiten wird. Dies lässt sich sowohl aus den geldpolitischen Aussagen (mehrere EZB-Ratsmitglieder stufen inzwischen den Einlagensatz von 4 % als zu restriktiv ein) ableiten als auch aus den Preisdaten. In den USA lag die Inflationsrate zuletzt bei 3,4 %, in der Eurozone bei 2,4 %. Dass das aktuelle Niveau bei den gegebenen Inflationsraten zu hoch ist, lässt sich auch aus der Grafik ableiten. Zudem bietet sich für die EZB morgen eine gute Gelegenheit, sich als unabhängige Notenbank zu präsentieren, die eben nicht üblicherweise ein Quartal später der FED hinterherläuft.

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