Martingale, oder: Lohnt das Verbilligen an der Börse?

Die Martingale-Strategie - Münzstapel

Das Verbilligen ist ganz einfach ausgedrückt nichts Anderes, als die gleiche Positionierung an der Börse an einem besseren Punkt zu erhöhen. Am Beispiel einer Aktie wie Tesla wäre dies nach dem Einstieg bei 200 Euro ein Nachkauf bei 150 Euro. Nach diesem Verbilligen müsste die Tesla-Aktie auf 175 Euro steigen, damit die Gesamtposition an der Schwelle zum Gewinn notiert. Das klingt natürlich verlockend, vor allem bei einer falschen ersten Positionierung, die ein Minus im Depot aufweist. Doch dieses Vorgehen hat mehrere negative Seiten.

Der erste Punkt zur Analyse ist das Gesamtrisiko. Mit einem Nachkauf in der gleichen Höhe (bezogen auf das Kapital) erhöht man nicht nur den prozentualen Wert dieser Position im Gesamtdepot, sondern steigert auch das Risiko, Denn wenn die Aktien weiter fallen, bleiben wir einmal bei Tesla und deren Entwicklung zum Jahreswechsel 2022/2023, dann steht man beim Kurs von 125 Euro nicht mit 75 Euro Verlust pro Aktie im Minus, sondern zeitgleich auch noch mit 25 Euro pro Aktie beim Nachkauf ebenfalls im Minus.

Gewöhnen sich Trader:innen dieses Verhalten an, wird oft bei 125 Euro oder gar 100 Euro erneut nachgekauft. Die Grenze dieses Verhaltens ist oft die Kapitaldecke. Denn in einem intakten Abwärtstrend einer Aktie, schauen Sie sich dafür gern die Aktien von Beyond Meat oder Wirecard an, kann das Investment das gesamte Vermögen minimieren. An der Wall Street wird daher propagiert: „Only Losers average Losers“.

Demgegenüber stehen Erholungstendenzen, wie bei Tesla aktuell zu sehen, wo eine Aktie auch wieder auf 200 Euro und damit den ersten Kaufkurs zurückkehrt. Alle Nachkäufe im Minus wären damit große Gewinner, doch es genügt bei dieser Strategie bereits ein Gegenbeispiel und eine Aktie im Depot, die sich nicht erholt, um mit dieser Strategie sein Kapital für lange Zeit oder sogar für immer zu binden.

Die klassische Martingale-Strategie

Bei der klassischen Martingale-Strategie wird übrigens bei jeder weiteren Verbilligung die gesamte Positionierung um den Faktor 2 erhöht. Bei nur 8 Wiederholungen hat der Trader:in bereits das 256-fache der ursprünglichen Positionsgröße im Depot. In Casinos ist dies verboten und beim Blick auf ein einfaches Zahlenbeispiel zeigt sich, wie absurd dieses Vorhaben mit dem eigenen Kapital wäre und dass die monetären Grenzen schnell erreicht sind.

Die Abgrenzung zum geplanten Nachkaufen einer Position liegt somit auf der Hand. Wird vor dem Einstieg in eine Aktie oder eine (allgemein gesagt) Positionierung bereits über mehrere Käufe nachgedacht, ist dies Teil der Strategie und dient im Idealfall, wie bei einem Sparplan, für eine geglättete Performance. Das Verbilligen im Sinne eines emotionalen Nachkaufs bis hin zur Martingale-Strategie an der Börse führt auf Dauer jedoch in den Ruin. Stellen Sie daher das eigene Verhalten an der Börse und ggf. auch das von anderen Tradern aus dem Internet mit diesem Wissen auf den Prüfstand.

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